Feinkost Lampe - die Geschichte: Dieser Laden hat eine Geschichte. Unsere und die des Ladens. Eigentlich auch die des Ortes an sich. Unsere Geschichte begann vor den Schaufenstern des Ladens, dessen Namen unser Laden nun trägt. Die wahren Lindener und Lindenerinnen werden sich bestimmt noch an diese Kuriositätensammlung am Schmuckplatz erinnern: Inhaber: Feinkost Lampe. Innen glich der Laden einem sorgfällig dekorierten Setzkasten: Fläschchen an Flasche, Packung an Päckchen, Dose an Döschen.. Meist nur von jedem Angebot ein Exemplar, was es uns immer völlig unmöglich machte etwas aus den Regalen zu nehmen, hatte man doch das Gefühl damit dieses Kunstwerk der Ordnungsliebe zu zerstören. Über dem Warensortiment lächelten einen dann eine ausgeblichene Frau Antje und allerlei Obstsorten von ihren vergilbten Pappschildern an. Über all dem thronten die große, großartigen 50er Jahre Schriftzüge: Weine, Wurst, Käse, mit einer dazugehörigen kupferverzierten Theke aus eben dieser Zeit. Das wahre Markenzeichen aber waren die Auslagen in den riesigen Schaufenstern, wo sich Pyramiden aus Klopapier- und Küchenkrepprollen stapelten. Alles mit einer puderzuckerähnlichen Schicht von Staub überzogen. Aber: nicht ausgeblichen! Ein praktisch denkender Feinkostler, der Herr Lampe! Bevor dieses Stück Lindener Historie nach 35 Jahren schloß, um dem Ehepaar Lampe noch ein paar verdiente Jäahrchen Ruhestand zu gönnen, standen wir oft vor diesen Fenstern und malten uns aus, wie es wäre in diesem skurilen Geschehen Veranstaltungen und Partys zu veranstalten. Als die Räume dann monatelang leerstanden, ließ das im Kopf planen nicht nach aber ach, soviel Geld für die Miete und dazu noch lauter ordentliche Mieter direkt darüber wohnend und drumherum.... Auch wenn wir als umherziehende MusikauflegerInnen von Ruby Tuesday im Café Glocksee bis zum Sirkus in Reykjavik eine Menge Spaß hatten: das Träumen ließ sich nicht bezwingen und bald begannen wir vor jedem leerstehenden Schaufenster herumzuspinnen. Als wir dann noch anfingen in bestehenden Geschäften und sogar in den Wohnungen unserer FreundInnen alles im Geiste schon mal umzudekorieren, als wir uns also beständig auf der Suche nach einem Ort befanden, war schnell klar, dass allein schon aus therapeuthischer Notwendigkeit, wir dringend unseren Ideen zur Wirklichkeit verhelfen mußten. Anfang 2004 begann dann die ernsthafte Odyssee durch alles Leerstehende in Linden. Von Kellerloch, Garage, Geschäft, Lagerraum bis hin zum Kiosk haben wir alles Mietbare in Linden angesehen, ausgemessen, verhandelt und verworfen. Immerhin entdeckten wir auf dieser Stadtteilreise auch unsere zukünftige Theke, die der wahren Feinkost Lampe Theke eine Schwester sein könnte: Baujahr schätzungsweise 1964 viel Glas, viel Messing. Entsprungen der ehemaligen Bäckerei an der Limmerstraße und ersteigert für einen Euro! Beim Zug durch die Gemeinde wurden wir schließlich auf die Elo 20 aufmerksam und damit auf die Architekten, die sich auch an der Elo 18, der ehemaligen Grundschule zu schaffen machen wollten: Büroräume für kreative Geister mit uns als Clubkellerkindern, das klang nach einer wundervollen, bezahlbaren und lautstärkeverträglichen Lösung. Bis dann endlich der Kauf von der Stadt perfekt war, vergingen noch einige sehnsuchtsvolle Monate und erst im Januar 2005 wurden dann die viel zu vielen Badezimmer und Mädchenklos herausgerissen und wir erbten ein großes vollgeschmiertes Rohbauloch. Fortan lernten wir also Dinge, von denen wir niemals geahnt hätten, dass wir sie je gebrauchen würden: verputzen, Klos abdichten, Beton gießen, Leitungen legen, Trockenwände bauen, ect... An dieser Stelle einen lieben und innigen Dank an alle helfenden Hände, ohne die wir niemals so schnell fertig geworden wären! Und auch an diejenigen, die die Geduld hatten unsere wochenlange soziale Unzurechenbarkeit zu ertragen! Seit dem Frühling 2005 gibt es ihn: Feinkost Lampe, den Laden für Raumklangpflege, der Ort für Veranstaltungen des "Vereins für Raumklangpflege - zur Förderung von Klang, Kunst & Kommunikation e.V.". Auf jeden Fall jeden Donnerstag von 20 bis 2 Uhr und an allen anderen Terminen, zu denen wir Lust und Ideen haben. Wir mußten natürlich niemals ernsthaft überlegen, wie unser Projekt nun heißen sollte: der Name steht für uns als rührselige Lindener Erinnerung zum einen und als Konzeptüberschrift für das, was wir wollen, zum anderen. Der Laden für RaumKlangPflege das Konzept: Es gibt soviel Musik wie nie zuvor und sowenig Möglichkeiten sie öffentlich zu hören wie nie zuvor - so beschrieb einst ein Artikel in der Zeit dieses wunderbar organisch gewachsene Gemisch aus kleinen Labels, experimentellen Musik- und Kunstprojekten, Homerecording und internationalen Bandverknüpfungen. Angespielt wurde vor allem auf die musikalische Tristesse der Radiolandschaft und als zu lobendes Gegenbeispiel der FSK aus Hamburg und Radio Flora erwähnt. Ähnliches gilt für die Szene an Läden und Clubs nicht nur in dieser Stadt. Da wir, zum einen infiziert vom Experimenaltvirus, vom Florafieber und entbrannt in der Liebe zu klitzekleinen Labels, zu introvertierten Knöpfchendrehern und virtuosen Randgruppeninstrumentspielenden, ständig neue ungewöhnliche Klänge entdecken, soll mit Feinkost Lampe der Raum entstehen, diese anderen Klangbegeisterten vorzustellen. Das muß nicht immer tanzbar sein, das hat nicht immer eine Songstruktur, das ist nicht hip oder was für partypeople. Da hat ein Stück auch schon mal in seiner 15 minütigen Dauer drei Minuten Pause, fünf crescendi und einen Text in Phantasiesprache. Es ist mal Melodie, mal Klang.Kunst, mal Trash und mal ein netter Song. Es ist mal branddneu und mal uralt. Es ist mal live, mal aufgelegt, mal improvisiert, mal einprogrammiert. Es ist mal mit Film, mit Bildern, mit Band, mit Essen oder Text und Kleinigkeiten drumherum.. Es ist ein Raum, wo mit Klängen Ambiente gemalt wird. Ein Raum um einfach mal vorbeizuschauen. Ein Raum um einfach mal zu sein. Ein Raum zum Lungern und um mit FreundInnen zu flimmern. Ein Raum eben, ein Laden, ein Laden für RaumKlangPflege, Feinkost eben. Offen für Gleichgesinntes, für Experinmentelles, für Genrevermischendes |