KlubNetz | PM zur Verordnung September 2021 Hurra, ein Nachtleben ist wieder möglich … aber leider bleibt es kompliziert und es gibt Risiken Das KlubNetz als Verband der niedersächsischen Konzertkulturschaffenden ist froh, dass sich wieder Menschen ohne Maske und Abstandspflicht vor Bühnen zu Musik begegnen können – wenn sie geimpft oder genesen sind (2G). Kommen Tests ins Spiel (3G), stehen wieder Abstand, Masken und komplizierte, nur schwer kontrollierbare Regelungen an, die praktisch auf eine Bestuhlung mit Abstand herauslaufen. Das mindert die Kapazitäten erheblich, meist bleibt nur ein Zehntel der vollen Kapazität übrig – von der Atmosphäre mal ganz abgesehen. Eine Kapazitätsbeschränkung um 50% gilt ebenso für “Diskotheken, Clubs, Shisha-Bars und ähnliche Einrichtungen” (§12). Was bedeutet das in der Praxis? Wenn ein Kulturzentrum ein Hip Hop- oder Metal-Konzert mit 800 hüpfenden Besucher:innen bei 2G voll auslastet, macht es eine (erlaubte) Veranstaltung nach §8 oder ist es dann ein (illegaler) Club nach §12? Warum kann eine Privatparty mit geimpften Menschen bis beliebige Größe stattfinden, aber ein kleiner Laden muss sich als Veranstalter sorgen, wenn er 200 Menschen bei voller Kapazität eine DJ präsentieren will? Warum können in einer 2G-Großraumdisko mit 1.000er Kapazität 500 Personen eng tanzen, in einem 2G-Miniclub mit 100er Kapazität aber keine 51? In einem Gastronomiebetrieb gibt es keine Kapazitätsbeschränkungen – ist eine Bar mit Tanzfläche eine Gastronomie oder eine “ähnliche Einrichtung” nach §12, wenn in ihr 80 Menschen tanzen wollen? Den Betreiber:innen ist auferlegt, diese Entscheidungen eigenständig zu treffen. Das betrifft die Unsicherheit, ob man sich richtig zwischen Veranstaltung, Club oder Gastronomie eingeordnet hat und schlimmstenfalls Bußgelder drohen. Bei der Entscheidung zwischen 2G und 3G bedeutet es innerbetriebliche Probleme mit Nicht-Geimpften beim eigenen Personal, externen Dienstleistenden oder Künstler:innen, Social Media-Auseinandersetzungen mit organisierten Impfgegner:innen, bei einer Impfquote von 65% den Ausschluss vieler Gäste gerade in der jüngeren Zielgruppe und Unsicherheit im Umgang mit Kund:innen, die unter Umständen vor zwei Jahren Tickets für eine Veranstaltung erworben haben, zu der sie jetzt nicht mehr gehen können. “Eine klare Entscheidung der Politik für eine 2G-Strategie wäre gut gewesen, weil sie einen eindeutigen Handlungsrahmen gegeben hätte.”, so Gunnar Geßner, Vorstand im KlubNetz. Grundsätzlich ist Impfen der Ausweg aus der pandemischen Situation. “Geht Impfen!” empfehlen wir als Menschen, die in einem Wirtschaftszweig arbeiten, der wie kaum ein anderer jetzt und ziemlich sicher noch in Zukunft durch die Pandemie stark eingeschränkt ist. Impfen ist daher ein solidarisches Bekenntnis zur Kultur. Für die Clubkultur wird die noch Pandemie dauern Clubs sind auf Nähe und soziale Interaktion ausgelegt, was leider den Viren ideale Bedingungen bietet. Das wird auch 2G-Veranstaltungen betreffen, wie bereits geschehen. Parallel wird gegen die Empfehlung von Virolog:innen und Gesundheitsexpert:innen die kostenlose Testmöglichkeit abgeschafft, die zum Monitoring und zur Sicherheit beigetragen hat. Insbesondere durch die Bereitstellung von kostenlosen oder kostengünstigen PCR-Testkapazitäten auf kommunaler Ebene wäre ein weitaus sichereres Kulturleben möglich. Österreich macht es vor. Bei den dann wieder für alle Besucher:innen verpflichtenden Tests würde außerdem eine Kommunikationsmöglichkeit geschaffen, um über den Sinn von Impfungen zu diskutieren oder sogar direkt zu impfen, anstatt dies über Ausschluss zu regeln. Immer wieder wird betont, dass es keinen weiteren Lockdown mehr geben soll. Bei Clubs und Diskotheken ist dieser schon jetzt bei Warnstufe 3 die Realität. Sie werden geschlossen, genauso wie viele der Mitglieder immer noch zweifeln, wie sie mit der Situation umgehen. Was ist die beste und verordnungskonforme Regelung? Kann die Clubkultur fürs Erlebnis attraktiv und wirtschaftlich tragfähig öffnen? Ist ein faktischer Lockdown besser als ein angeordneter? So mischt sich in die Euphorie der Clubbetreiber:innen eine große Skepsis. “Wir fordern über PCR-Kultur-Tests eine sichere Möglichkeit, dauerhaft die Nacht lebendig zu halten und so Clubkultur sowie Gesundheitssystem zu schützen.” sagt Simone Beer, Betreiberin des Kulturpalast Linden in Hannover und Vorstand im KlubNetz. |